MAGIE Was wäre, wenn es Vampire wirklich gäbe?
Gießener Anzeiger vom 21.03.2017, S. 35
GRÜNBERG (atb). Ein schwarzer Drachen schwang sich am vergangenen Freitag von den Dächern einer Bonner Behörde in den „Glaskasten“ der Theo-Koch-Schule. Er war nur digital und auf der Leinwand zu sehen, erregte aber dennoch Aufsehen – und das sollte er auch. Referent Hagen Ulrich, der mit einem blau-weißen Dienstwagen des „Bundesamts für Magische Wesen“ eigens aus der Bundesstadt angereist war, ließ es ein bisschen offen, ob das Bundesamt wirklich eine staatliche Einrichtung ist. Er fragte stattdessen: „Was wäre, wenn es Hexen oder Elfen unter uns gäbe und wir wüssten es gar nicht?“ Die Schüler und ihre Lehrer lachten.
Ulrich erläuterte, dass es in Bonn tatsächlich ein als Bundesamt für magische Wesen gekennzeichnetes Haus gibt. Davor stehen Fahrzeuge, die Polizeiautos verblüffend ähnlich sehen. Es gibt auch „Frauenparkplätzinnen“. Unzählige Male hätten Bürger die Autos wirklich für amtliche Fahrzeuge gehalten.
Ulrich zeigte einen Film über eine „G8-Konferenz der magischen Wesen“. Es wurde thematisiert, dass es für kleine Vampire nicht zumutbar sei, in einen katholischen Kindergarten zu gehen. Doch wozu der Auftritt? Hagen Ulrich erläuterte, dass das Bundesamt nur in Anlehnung an Fakten arbeitet, aber eben auf der Fantasy-Ebene. Mit der Aktion sollen Jugendliche zum Schreiben und Fantasieren im Rahmen eines Wettbewerbs angeregt werden.
Ulrich, der Germanistik, Politik und Orientalistik studierte und mehrere Fantasy-Romane veröffentlichte, erläuterte den Wettbewerb. Es gibt Regeln wie die, dass der Handlungsort identisch mit dem Wohnort des Autors sein muss. Vor allem aber ist Raum für eigene Ideen. Ulrich regte auch an, Themen, die sonst gesellschaftlich nicht so leicht zu besprechen sind, in Fantasy-Geschichten zu „verpacken“. Die Idee interessierte Schüler und Lehrer. Eine Anmeldung für den Wettbewerb gab es schon.
Wie man an eine Geschichte herangehen kann, schilderte Ulrich so: „Ich überlege mir etwa, was wäre wenn, wenn es zum Beispiel wirklich Vampire gebe. Wie würden sie leben, wie kämen sie dann zurecht?“
Er suche sich als Zielgruppe immer homosexuelle Jugendliche aus, so der Mann aus Bonn, der selbst homosexuell ist. Einem Politiker, der die Neigung als Krankheit bezeichnete, habe er in einer Geschichte einen an Gothic orientierten Sohn „verpasst“, schilderte Hagen Ulrich. Zu seiner Motivation sagte Ulrich: „Ich finde, der Hass, den wir teilweise in der Gesellschaft finden, sollte dort nicht sein. Wir wollen eine Gesellschaft in der es friedlich und tolerant zugeht.“ In der „TKS“ kam er mit seiner Idee an, eine Schülerin sagte: „Ich find es cool, was Sie machen“. Weitere Informationen zum Wettbewerb und zum Bundesamt finden sich unter www.bundesamt-magische-wesen.de.