SCHUL­TOUR hr-iN­FO be­sucht Theo-Koch-Schu­le mit ak­tu­el­lem Funk­kol­leg „Bio­lo­gie und Et­hik“ / Schü­ler dis­ku­tie­ren mit Ex­per­ten

Gießener Anzeiger vom 20.04.2018, S. 50

Regina Oehler und Volker Moosbrugger diskutieren mit Theo-Koch-Schülern. Foto: Zylla

GRÜN­BERG (zy). Ak­tu­ell be­fin­det sich das hr-iN­FO-Funk­kol­leg, mit dem The­ma „Bio­lo­gie und Et­hik“, auf Schul­tour. hr-Wis­sen­schafts­re­dak­teu­rin Dr. Re­gi­na Oeh­ler brach­te da­zu beim Schwer­punkt „Bio­di­ver­si­tät“ kei­nen ge­ring­eren als den Ge­ne­ral­di­rek­tor der Sen­cken­berg Ge­sell­schaft für Na­tur­for­schung, Pro­fes­sor Vol­ker Moos­brug­ger, mit ins Haus E der Theo-Koch-Schu­le nach Grün­berg.

Als Rah­men­pro­gramm zum ak­tu­el­len hr-Funk­kol­leg rich­tet sich die Schul­tour, bei der die „span­nens­ten The­men“ aus den ein­zel­nen Sen­dun­gen dis­ku­tiert wer­den sol­len, auch an „Schü­ler der Ober­stu­fe, die Tei­le des Funk­kol­legs zum Bei­spiel als be­son­de­re Lern­leis­tung nut­zen kön­nen“, be­schreibt der Rund­funk­sen­der die In­ten­ti­on. An Grün­bergs Ge­samt­schu­le sprach die pro­mo­vier­te Neu­ro­bio­lo­gin Oeh­ler zu­sam­men mit dem Pa­lä­on­to­lo­gen Moos­brug­ger über Bio­di­ver­si­tät. Oeh­ler stell­te den Schü­lern kri­tisch die Fra­ge: Wie wol­len wir le­ben, was dür­fen und sol­len wir tun?“ Schließ­lich le­ben wir in ei­ner Zeit, in der wir „in die Na­tur, die uns um­gibt, und in un­se­re ei­ge­nen mensch­li­chen Na­tur ein­grei­fen. Le­ben wird im­mer mehr zu ei­nem Pro­jekt“, be­grün­det Oeh­ler die Fra­ge­stel­lung. Mensch­li­cher Fort­schritt und Ein­fluss ha­be po­si­ti­ve wie ne­ga­ti­ve Sei­ten. Ne­ga­tiv sei et­wa der Schwund ge­ne­ti­scher Viel­falt, mein­te die Bio­lo­gin. „Der Ver­lust an Bio­di­ver­si­tät hat noch wei­trei­chen­de­re Fol­gen als der Kli­ma­wan­del“, mein­te Oeh­ler wei­ter.

Die Schul­tour des hr-Te­ams spre­che al­so ge­nau die­je­ni­gen an, die das in der Zu­kunft be­trifft, näm­lich die jun­ge Ge­ne­ra­ti­on. Je­ne in Grün­berg stell­te da­zu ei­ne Rei­he von Fra­gen. So et­wa, ob die Men­schen ir­gend­wann wie die Di­no­sau­ri­er von der Er­de ver­schwin­den könn­ten. Pro­fes­sor Moos­brug­ger ant­wort­ete, dass ein ge­wöhn­li­ches Säu­ge­tier un­ge­fähr ei­ne Mil­lio­nen Jah­re exis­tiert, be­vor es aus­stirbt. Men­schen le­ben seit ge­ra­de mal rund 300 000 Jah­ren. „Wir ha­ben al­so noch et­wa 700 000 Jah­re Zeit“, führ­te Moos­brug­ger aus. Re­gi­na Oeh­ler merk­te an, dass die Men­schen ver­mut­lich gar nicht da­für ge­schaf­fen sei­en, in sol­chen Zeit­di­men­sio­nen zu den­ken. Das be­traf auch die Fra­ge ei­ner Schü­le­rin, die wis­sen woll­te, ob es ir­gend­wann ei­nen Or­ga­nis­mus ge­ben wer­de, der sich wei­ter ent­wi­ckeln wer­de, als der Mensch. „Wahr­schein­lich in den näch­sten 50 Mil­lio­nen Jah­ren“, ant­wort­ete der Pa­lä­on­to­lo­ge tro­cken, be­vor das Pu­bli­kum über die­se rie­si­ge Zeit­di­men­si­on la­chen muss­te. „Wir Men­schen sind je­den­falls nicht die Kro­ne der Schöp­fung“, gab Moos­brug­ger mit ei­nem Lä­cheln zu Be­den­ken.

Auch ka­men ak­tu­el­le Strö­mun­gen be­züg­lich des Um­gangs mit der Na­tur zur Spra­che. Et­wa „Back to the roots“ (Zu­rück zu den Wur­zeln) Be­we­gun­gen. Auf die Fra­ge, wie Men­schen in Zu­kunft mit der Na­tur um­ge­hen wer­den, glaub­ten ei­ni­ge Schü­ler da­ran, der Mensch wür­de ir­gend­wann wie­der bes­ser im Ein­klang mit der Na­tur le­ben. Beim The­ma „Künst­li­che In­tel­li­genz“ glaub­ten al­le Teil­neh­mer der Dis­kuss­ions­run­de da­ran, dass in­tel­li­gen­te Ma­schi­nen den Men­schen Ar­beit ab­neh­men wer­den und sie sich so mehr Frei­hei­ten, ab­seits des Jobs, er­lau­ben könn­ten.

Ob sie ei­ne Ge­fahr für die Exis­tenz des Men­schen wer­den könn­ten? Pro­fes­sor Moos­brug­ger glaubt nicht mal da­ran, dass sie Ar­beits­plät­ze rau­ben wer­den, sie wür­den eher neue Be­ru­fe schaf­fen. Auch prog­nos­ti­zier­te er ganz ge­las­sen: „Ich glau­be zwar, künst­li­che In­tel­li­gen­zen wer­den ir­gend­wann un­ab­hän­gig von uns und kön­nen sich selbst re­pro­du­zie­ren, aber sie sind in den näch­sten 100 Jah­ren noch kei­ne Ge­fahr für uns.“