BILDUNG „Mittelhessische MINT-Nacht“ bereitet Bühne für Nachwuchsforscher / Jury lobt hohes Niveau der Schüler
Gießener Anzeiger vom 03.03.2018, S. 40
Von Felix Pflüger
GIESSEN . Kann uns ein Kernreaktor mit Energie versorgen? Und was ist eigentlich ein Cyborg? Das konnten die Zuhörer bei der „Mittelhessischen MINT-Nacht“ erfahren, die diesmal an der Technischen Hochschule ausgerichtet wurde. Jugendliche von sechs Schulen in Stadt und Landkreis Gießen konnten ihr Wissen und ihre Kreativität in den Fachrichtungen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik unter Beweis stellen. Dafür mussten in Gruppen oder alleine 15-minütige Vorträge vor dem über 100 Personen starken Publikum und einer Jury gehalten werden.
Die Veranstaltung könne als Sprungbrett in höhere Wettbewerbe wie „Jugend forscht“ verstanden werden, verdeutlichte Hauptorganisator Andreas Gehrig von der Gesamtschule Gießen-Ost (GGO). „Die MINT-Nacht soll das Interesses der Schüler an den Fächern steigern.“ Die Jugendlichen waren in zwei Altersgruppen aufgeteilt: die Klassen 6 bis 10 sowie die höheren Klassenstufen. Durchweg innovative und zukunftsträchtige Themen standen auf der Tagesordnung: Gleich mehrere Gruppen beschäftigten sich beispielsweise mit dem Phänomen der Kernfusion und wie daraus nutzbare Energie in Reaktoren gewonnen werden kann. „Bis Kernfusionskraftwerke unseren Energiebedarf decken können, vergehen jedoch aus technischen Gründen noch mindestens 30 Jahre“, erklärte Elftklässler Julius Debus. Um Nachhaltigkeit ging es auch bei den Präsentationen über Biogas und die Speicherung von Windenergie. Arne Weyerhäuser aus der Jahrgangsstufe 10 hatte dazu sogar eine eigene Speichertechnologie über Federn entwickelt. Sein Fazit lautete: „Die Technik ist bereits vorhanden, wir müssen sie nur verwenden.“
Über die ethischen und technischen Herausforderungen von Cyborgs, also der Verbindung von Mensch und Maschine, wurde ebenfalls informiert. Zehntklässler Marvin Ahlborn führte wiederum eine selbst programmierte Software vor, die die Tauchzeiten eines Menschen mit der eines Pottwals vergleicht. Seine Kreation mit dem Titel „Halt mal die Luft an“ findet zukünftig Verwendung an der Justus-Liebig-Universität. Die Darstellung der medizinischen Anwendung von Cannabis rundete die Themenauswahl ab.
Bei den älteren Schülern konnten Florian Hilbert und Jan Besel (beide 11. Klasse) die Jury am meisten überzeugen. In ihrer Präsentation über die von Mikroplastik ausgehenden Gefahren für Mensch und Umwelt sorgten sie im Dialog mit dem Publikum für große Heiterkeit, aber auch einen hohen Erkenntnisgewinn. „Die einzig wahre Lösung für das Plastikproblem in den Weltmeeren gibt es nicht“, betonten die Nachwuchswissenschaftler. Jedoch sei weniger Kunststoff oft „Meer“.
Darüber hinaus holten sich die Achtklässler Mikhail Bespalyy und Andrei Eduard Girtu bei den Jüngeren den Titel. Anschaulich und kurzweilig hatten sie sich dem Magnetismus gewidmet und anhand einer Vielzahl von Experimenten die Anziehung und Abstoßung der Pole erläutert.
Die Jury, der unter anderem Professoren der Gießener Hochschulen angehörten, war sich nach dieser harten Entscheidung in einem Punkt einig: „Das hätten unsere Studenten nicht besser gekonnt!“ Alle Vorträge seien auf universitärem Niveau gewesen – oder sogar darüber hinaus. Mitgemacht haben die Gesamtschule Gießen-Ost, das Landgraf-Ludwigs-Gymnasium, die Liebigschule, die Theo-Koch-Schule Grünberg sowie die Weidigschule Butzbach. Sie hätten bewiesen, dass sie die Auszeichnung des Excellence-Schulnetzwerkes MINT-EC zu Recht tragen.