
Der Lateinkurs 7 (v. l. n. r.): Anne Kampen, Fentje Wewel, Lucie Völk, Emma Haböck, Jana Kumpf, Tom Sommer, Lilia Kukharenko
Mit Zauberwürfel ins antike Rom teleportiert: Wie würden römische Kinder auf digitale Technik reagieren? Was könnten heutige Jugendliche von einer Kultur ohne Smartphones lernen? – Römische Sagen neu interpretiert: Was, wenn Romulus seinen Bruder Remus nicht erschlagen hätte? Wenn also Roms Gründungsmythos nicht auf einer Gewalttat beruhte? Ob die Geschichte des Imperium Romanum dann anders verlaufen wäre?
Mit solchen Fragen beschäftigten sich die Lateinkurse der Jahrgangsstufen 7 und 8 am Dies Romanus, einem „Römischen Tag“, der am 24. Juli 2025 bereits zum zweiten Mal an der Theo-Koch-Schule in Grünberg veranstaltet wurde. Unter der Leitung von Lateinlehrerin Albina Hasenkampf hatten die Lateinlernenden römische Gerichte zubereitet und zwei Theaterstücke erarbeitet, in denen sie sich kreativ und humorvoll mit antiker Kulturgeschichte und Mythologie auseinandersetzten.
Im Mittelpunkt des ersten Theaterstücks mit dem Titel „Ein Learning der besonderen Art“, präsentiert vom Lateinkurs 7, standen die Geschwister Tarek und Ella, gespielt von Tom Sommer und Jana Kumpf. Durch einen Zauber der Minerva (Anne Kampen) werden sie ins antike Rom teleportiert und treffen dort auf ein römisches Freundes-Trio (Emma Haböck, Lucie Völk, Fentje Wewel). Die Akkus machen schnell schlapp und ohne ihre Smartphones findet sich die Generation Z in der Antike nicht zurecht. Die römischen Kinder haben ihrerseits Angst vor den „kleinen Kästen“, in denen sie gefangene Menschen vermuten.
Nach weiteren Irritationen – die Zukunftsreisenden aus Germanien werden als „ungewaschene Barbaren“ gelabelt, diese wiederum haben wenig Sinn für den ihnen aufgetischten Linseneintopf mit Gaurum, einer streng riechenden Soße aus fermentiertem Fisch – finden die Kinder gemeinsam mit dem Latein- und Griechischlehrer Eutropus (Lilia Kukharenko) die Lösung. Die Zeitreisenden berühren den Zauberwürfel und äußern Wünsche: weniger Zeit auf Social Media und Gaming-Plattformen, mehr Zeit für Freunde, Hobbies, Familie. Der Rückkehrzauber funktioniert. Am Ende entscheiden sich die Geschwister, ihre Eltern auf einen Stadtrundgang durch Rom zu begleiten – ein kulturelles Erlebnis, dem sie vor der Zeitreise das Secondhand-Leben ihrer Smartphones vorgezogen hätten.
Im zweiten Theaterstück mit dem Titel „Die Stadtgründung von ROEM“, gespielt vom Lateinkurs 8, ging es um die Zwillinge Romulus und Rema, dargestellt von Oliver Kampen und Maja Krampetz. In der eigenwilligen, von einer Erzählerin (Jana Aschenbrenner) moderierten Mythenversion wird den beiden vom Kriegsgott Mars im Traum prophezeit, dass ein Zwilling den anderen ermorden wird. Nachdem Mars‘ Schwester Venus, die „Göttin der Liebe, Schönheit und Schokoriegel“ (Milena Rein), den Zwillingen verraten hat, dass Mars ihr Vater ist, erfahren sie von ihren Ziehmüttern Faustula und Acca (Mina Grün und Hannah Badziura) das Geheimnis ihrer Herkunft.
Der Kriegsgott erscheint zum zweiten Mal und verkündet, Romulus und Rema hätten eine wichtige Aufgabe zu erledigen: die Gründung eines riesigen Reichs. Obwohl es auch zwischen Rema und Romulus nicht ohne die üblichen Geschwisterstreitigkeiten geht, einigen sich die beiden schließlich darauf, die neue Stadt gemeinsam zu gründen und sie weder ROM noch REM, sondern ROEM zu nennen. Zur Feier dieses Kompromisses, mit dem der Lauf des Schicksals geändert werden konnte, wirft Venus Schokolade ins Publikum.
Die zuschauenden Eltern, Schulleitungs- und Lateinfachschafts-Mitglieder zeigten sich beeindruckt von der großen Textsicherheit, Spielfreude und Bühnenpräsenz der Lateinlernenden. Der Schlussapplaus galt auch Frau Hasenkampf, die ihre Lerngruppen mit viel Engagement auf ihren Auftritt vorbereitet hatte. So wurde der diesjährige Dies Romanus an der Theo-Koch-Schule ein voller Erfolg und ein unvergessliches Erlebnis für alle Mitwirkenden.