Anna Oldenburg aus Reiskirchen reist für ein Jahr nach Ecuador / Ehrenamtlicher Einsatz in Schule
Gießener Anzeiger vom 15.09.18, S. 54
Von Eva Pfeiffer
REISKIRCHEN . „Ich habe mich schon immer für andere Sprachen und andere Kulturen interessiert“, sagt Anna Oldenburg. Für die 19-Jährige war daher seit langem klar, dass sie nach dem Abitur ins Ausland möchte. Über den entwicklungspolitischen Freiwilligendienst „Weltwärts“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hat sie sich für einen einjährigen Auslandsaufenthalt beworben. Es geht nach Ecuador. Dort wird sie an einer Schule im Englischunterricht assistieren.
Das südamerikanische Land war allerdings nicht die erste Wahl der jungen Reiskirchenerin. Auch über Mexiko oder Neuseeland hat sie nachgedacht. Wichtiger als das Reiseziel war ihr aber ohnehin die freiwillige Arbeit vor Ort: Eine Schule sollte es sein, denn Oldenburg will später einmal Englisch, Geschichte und Deutsch als Fremdsprache auf Lehramt studieren.
Leben wird sie in Ecuador bei einer Gastfamilie in Ambato, einer Stadt im Landesinneren mit rund 220 000 Einwohnern. Die Familie hat die 19-Jährige auch bereits vor dem Abflug kennengelernt – wenn auch nur über das Internet. Die Gastmutter freut sich offenbar so sehr auf den Besuch aus Deutschland, dass sie vorab einen Schlafanzug für Oldenburg gekauft hat – passend zu den Pyjamas der Familie. Auch mit ihrer Vorgängerin in dem Job hat Oldenburg sich vorab austauschen können. „Sie hat die Kinder sehr in ihr Herz geschlossen und mich gebeten, ihnen Süßigkeiten aus Deutschland mitzubringen.“ Zu viel wollte die Freiwillige ihrer Nachfolgerin aber nicht verraten, damit diese nicht mit einem vorgefertigten Bild in Ecuador eintrifft.
Große Sprachprobleme dürfte die Abiturientin vor Ort keine haben, denn sie hat Spanisch an der Theo-Koch-Schule in Grünberg gelernt, wo sie auch ihr Abitur abgelegt hat. „Ich muss mein Spanisch aber auf jeden Fall auffrischen. Ich hoffe, dass ich es schnell wieder lerne.“ Für sie ist es der erste Aufenthalt in Südamerika – und die erste lange Reise überhaupt. „Länger als zwei Wochen war ich bislang noch nie weg.“ Auch deshalb falle es ihren Eltern schwer, die Tochter gehen zu lassen. Zum Abschiedsschmerz kommen Sorgen um die Sicherheit. Das Auswärtige Amt empfiehlt Reisenden, die Grenzregion zu Kolumbien zu meiden, denn dort bestehe ein erhöhtes Risiko, Opfer von Entführungen oder Aktivitäten bewaffneter, mit dem Drogenhandel in Verbindung stehender Gruppen zu werden.
Wie sie sich in der neuen Heimat am besten verhält, haben Oldenburg und die anderen Freiwilligen vorab in zwei Seminaren gelernt. Ehemalige Freiwillige berichteten dort von ihren Erfahrungen und gaben wertvolle Tipps. So solle man beispielsweise beim Leitungswasser aufpassen und dieses nicht unabgekocht trinken. „Man muss sich sicher ein wenig umstellen“, erwartet Oldenburg. „Aber ich komme ja nicht ins Nirgendwo.“ Auch die kulturbewusste Kommunikation stand auf dem Trainingsplan, damit die Reisenden im Ausland in keine Fettnäpfchen treten.
Familie und Freunde werden ihr während ihrer Zeit in Ecuador wohl am meisten fehlen, glaubt sie und ergänzt lachend: „Viele Freiwillige durchlaufen eine ‚Vollkornbrotphase‘“, in der sie das deutsche Brot vermissen. Das könnte mir auch passieren, denn ich esse eigentlich zu jeder Mahlzeit Brot.“
Das Programm „Weltwärts“ wird staatlich gefördert. Einen Teil der Kosten muss jedoch die Entsendeorganisation übernehmen. Die Freiwilligen sind daher angehalten, Spenden zu sammeln, um sich an den Kosten für Flug, Unterkunft und Verpflegung zu beteiligen. Gespendet werden kann auch während des laufenden Aufenthaltes, denn die finanzielle Unterstützung durch den Freiwilligen ist keine Voraussetzung für den Aufenthalt, soll aber die Organisation entlasten. Anna Oldenburg hat dafür vorab auch einen kleinen Flohmarkt veranstaltet.
Beim Packen für zwölf Monate fern der Heimat hat die Reiskirchenerin auf ihre Mutter vertraut, denn sie schaffe es, möglichst viel in einem Koffer zu verstauen. Übertreiben will sie aber nicht: „Kleidung oder Hygieneartikel kann ich ja auch vor Ort kaufen. Wichtig ist es eher, persönliche Sachen als Erinnerung mitzunehmen.“ (Foto: Pfeiffer)
UNTERSTÜTZUNG
Wer Anna Oldenburgs Auslandaufenthalt durch Spenden unterstützen möchte, kann dies mit einem frei wählbaren Betrag tun und erhält dafür auf Wunsch Updates über ihre Zeit in Ecuador. Interessierte wenden sich per E-Mail an anna.oldenburg2911@gmail.com.