Gießener Anzeiger vom 01.12.2018, S. 56
Grünberger Weltladen feiert Jubiläum und blickt dabei auf fünf Jahre ehrenamtliches Engagement zurück
Von Emanuel Zylla
GRÜNBERG . Seit 2011 darf sich Grimmich „Fairtrade-Town“ nennen, also eine Stadt des fairen Handels. Diesen Titel hat sich die Stadt verdient, weil zahlreiche Geschäfte, Firmen, Gastronomien, Vereine und die lokalen Kirchen eingetragene Fairtrade-Partner sind.
Im August 2013 gründete sich dann auch der Vorstand des Grünberger Weltladens, bestehend aus Marianne Renz, Manfred Purr, Christiane Becker und Marion Selig. Im November 2013 öffneten sie die Pforten des Geschäftes in der Rabegasse. Hier bieten die ehrenamtlichen Betreiber, typisch für die deutschlandweit existierenden Weltläden, Produkte des Fairen Handels an. Darunter etwa Lebensmittel und hochwertiges Kunsthandwerk aus aller Welt.
„Fair“, das steht für Produkte, die unter menschenwürdigen Bedingungen und mit einer angemessenen Entlohnung hergestellt wurden. Gerade das ist in der Dritten Welt oft nicht gegeben, Kinderarbeit und Ausbeutung, gerade von Frauen, sind dort Realität. Doch die Weltläden handeln nicht nur mit fairen Produkten, sie leisten auch Bildungsarbeit, etwa in Schulen und Kirchen, immer mit dem Ziel, das Bewusstsein für die Probleme in der Welt zu fördern und das soziale Engagement der Bürger der Ersten Welt zu stärken, um das Leid in anderen Teilen der Welt zu mildern. Welche Beiträge dabei der Grünberger Ableger, um Vorsitzende Marianne Renz mit ihren 15 Mitarbeitern geleistet hat, konnte man nun jüngst im Rathaus in der Nähe des Weltladens erfahren, wo auch die Geschichte an Fotowänden präsentiert wurde. Bei der dortigen Feier zum fünften Geburtstag unter dem Motto „Wasser, Wein und Schokolade“ erschienen viele der Unterstützer und Förderer. Wein-, Genuss- und Fairtrade-Experte Michael Sommer, gab den zahlreichen Gästen dazu noch Empfehlungen und Angebote in Sachen Schokolade und dem beliebten Rebensaft.
Moderiert wurde der Abend von Doris Wirkner von den Evangelischen Dekanaten Grünberg, Hungen und Kirchberg. Die ersten Grußworte kamen in Form einer Andacht von Jochen Walldorf, dem zweiten Studienleiter der Regionalstelle Gießen des Religionspädagogischen Institutes. Als Fazit wählte der evangelische Theologe den Text des Liedes „Lass uns eine Welt erträumen“ von Gerhard Schöne. Bürgermeister Frank Ide hob den besonderen Nutzen des Weltladens für Grünberg hervor, der sich von anderen Geschäften unterscheide. „Durch die faire Einkaufsmöglichkeit im Weltladen wird auch bei jedem Kauf etwas Besonderes weiter gegeben, nämlich die Hilfe und Unterstützung für bedürftige Menschen weltweit.“ Auch bei lokalen Veranstaltungen der Stadt sei der Weltladen immer zur Stelle und in den wenigen Jahren seiner Existenz bereits ein wichtiger Bestandteil des Stadtlebens geworden.
Landrätin Anita Schneider wusste ebenfalls das lokale und weltweite Engagement des Grünberger Vereins zu schätzen und zitierte dabei das berühmte Motto des Aktivisten Mohandas Karamchand Gandhi: „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“ Es sei nicht der alleinige Lösungsansatz für Entwicklungshilfe, aber ein Ansatz, die wirtschaftliche Stabilität und die Einkommenssituation von Kleinbauern in der Dritten Welt zu fördern, sagte sie.
Dekan Norbert Heide berichtete von seinen Erfahrungen bei seinen Reisen durch Nicaragua, wo er die Menschen und ihre Probleme kennenlernen konnte. Ihm sei es wichtig, neben der Selbstverständlichkeit einer fairen Wirtschaft, dass man den Menschen in armen Regionen vor allem Hilfe zur Selbsthilfe leiste. Der katholische Pfarrer Clemens Matthias Wunderle bezeichnete den Grünberger Laden als „Lichtblick mit einer positiven Aussage“ für die Menschen der Stadt.
Marianne Renz zeigte sich bei „überwältigt“ und dankte allen „den Geburtshelfern der ersten Stunden“. Am Ende überreichte das Geburtstagskind eine Spendensumme von rund 650 Euro an die Unicef-Arbeitsgruppe Giessen, die mit der Unterstützung der Schüler der Diebsturm- und der Theo-Koch-Schule sowie der Sparkasse Grünberg realisiert werden konnte.


