Gießener Allgemeine Zeitung vom 14.09.2022
Gießen/Bad Nauheim (pm). Gleich neun von 24 Preisträgern des diesjährigen Jugendliteraturpreises der OVAG kommen aus dem Landkreis Gießen. Mit ihrer Fantasie-Geschichte »Goldmanns« beeindruckte Patrizia Krug (23 Jahre) aus Hungen die Jury so sehr, dass sie mit dem zweiten Platz ausgezeichnet wurde. Sie schaffte es bereits zum siebten Mal unter die Preisträger.
Zum dritten Mal schrieb sich Lilli Weiskopf (22) aus Gießen unter die Besten und erreichte den dritten Rang mit der Beziehungsgeschichte »Liebe ist dein zweiter Name // sommerblau«. Platz eins ging an die 17 Jahre Emilia Bauer, die die Albert-Schweitzer-Schule in Alsfeld besucht, mit ihrer Geschichte »Der Geschmack von Blaubeeren«.
»Mit Ihren Geschichten haben sich für mich neue Welten aufgetan«, lobte Schriftsteller und Literaturkritiker Uwe Wittstock in seiner Laudatio die Preisträger. Was man allen Geschichten anmerke: »Literatur muss nicht traurig sein, Literatur kann ein Fest sein, ein Fest der Sinne.«
180 Jugendliche im Alter zwischen 14 und 23 Jahren aus den Landkreisen Wetterau, Vogelsberg und Gießen hatten sich in diesem Jahr an dem Wettbewerb beteiligt. Die Platzierten und die weiteren 21 Preisträger erhielten Geldpreise, vor allem aber die Teilnahme an dem viertägigen Workshop im November in Bad Kissingen, wo sie gemeinsam mit Schriftstellern ihre Texte lektorieren. Daraus entsteht schließlich das Buch »Gesammelte Werke«, das im Februar 2023 erscheint.
Wittstock ging zudem auf das Zusammenwachsen der Welt ein, erinnerte an einen früheren Mitschüler von ihm, der 1968 mit seiner Familie aus der Tschechoslowakei geflohen war und in der Klasse über seine Erlebnisse aus Prag berichtete. »Von solchen Erfahrungen scheinen mir viele der Geschichten der heutigen Preisträger zu erzählen«, sagte er. »Natürlich werden diese Erfahrungen nicht immer ausdrücklich benannt – obwohl auch ganz konkret von Kriegsangst, Zwangsheirat, von Ehrenmord in Deutschland, von Folter in Syrien, von Drogensucht in Paris oder Hochbegabten aus Finnland erzählt wird.« Aber auch wenn es um ganz »normale« Themen ginge, um den 18. Geburtstag, um einen ersten Flirt oder eine gescheiterte Liebe – »selbst dann scheint mir im Hintergrund der Geschichten immer auch die Erfahrung mitzuschwingen, dass heute in fast jeder Klasse die halbe Welt mit am Schultisch sitzt«.
Weitere Preisträger aus dem Landkreis: Sarah Emamzahi (Lich), Carolin Görlach (Pohlheim), Aliyah König (Linden), Josefine Nink (Gießen), Quentin Rathe (Linden), Madita Schimmel (Laubach) und Norina Tondar (Rabenau).
Jeweils ein Gruppenpreis ging zudem an die ehemalige Klasse 12 des Deutsch-Leistungskurses der Theo-Koch-Schule in Grünberg unter Lehrerin Christina Krimke für »Potatopoetry«, einem literarisch-kreativen Projekt zum Thema »Kartoffel«, und an die Schüler des Landgraf-Ludwigs-Gymnasiums in Gießen für gesammelte Einsendungen.