K1600_Generation

Gießener Anzeiger vom 02.07.2015, Seite 32

GRÜNBERG (hgs). In der Grünberger Gallushalle wurden die Haupt- und Realschüler der Theo-Koch-Schule feierlich verabschiedet und erhielten ihre Abschlusszeugnisse.

Nach dem musikalischen Auftakt mit dem „Ungarischen Tanz Nr. 5″ gespielt vom Blasorchester und der Bläserklasse 6b unter Leitung des in diesem Jahr aus dem Schuldienst scheidenden Berthold Hahn, trat Schulleiter Jörg Keller ans Rednerpult. In seiner Rede verwies er zunächst darauf, dass die Feier erstmals im neuen Gewand in der Gallushalle stattfindet. Er habe sich im Vorfeld die Frage gestellt, was man jungen Menschen an einem solchen Tag mit auf den Weg geben kann. Zahlreiche Möglichkeiten hätten sich für ihn angeboten, doch interessanter fand Keller die Fragestellung: Ist das Hauptschul- oder Realschulzeugnis auch ein Reifezeugnis?“

Der Hauptschulabschluss, auch Berufsbildungsreife oder Berufsreife ist in Deutschland der erste allgemeinbildende Schulabschluss. Der mittlere Bildungsabschluss, auch bekannt unter der Bezeichnung Mittlere Reife, Fachoberschulreife oder Realabschluss, ist ein Bildungsabschluss, der nach zehn Schuljahren erreicht wird“. Beide Abschlüsse scheinen heute nicht mehr viel wert zu sein. Die Kritik an der heutigen Jugend habe auch dazu geführt, dass die Gesellschaft für deutsche Sprachforschung 2014 die Bezeichnung „Generation Kopf unten“ immerhin unter die Top 10 gewählt habe. Gemeint war diese Altersgruppe, da sie immerzu den Kopf gesenkt halte, weil sie sich auf das Smartphone konzentriere.

Klagen über die junge Generation seien aber seit jeher gang und gebe gewesen. Keller zitierte Sätze über die Jugend aus der Zeit der Sumerer oder von Sokrates, die zeigen, dass seit Jahrhunderten jede Generation den Verfall der Umgangsformen beklagt. Eine Shell-Jugendstudie aus dem Jahr 2010 beschreibt ein anderes Bild: „Jugendliche schreiben mehr denn je Leistung und Bildung groß, um sich gegen unsichere Zukunftsperspektiven zu wappnen. Gestützt auf den emotionalen Rückhalt der Eltern und die eigenen Bildungserfolge blicken die allermeisten Jugendlichen trotz Wirtschaftskrise und unsicherer Zukunftsaussichten erstaunlich optimistisch nach vorn“, heiße es dort. Dies nehme er zum Anlass, den Eltern seinen Dank und seine Anerkennung auszusprechen, denn in den letzten Wochen und Monaten seien sie gefordert gewesen, ihren Kindern in schwierigen Situationen Rückhalt zu geben. Auch das Kollegium habe seinen Teil zum Erfolg beigetragen. Mit dem Zeugnis werde eine Reife bescheinigt, nunmehr immer und immer selbstständiger die Zukunft in die eigene Hand zu nehmen und dafür verantwortlich zu sein, wandte er sich abschließend an die Schüler.

Nach einem musikalischen Zwischenspiel ergriff Jasmin Ceylan als Sek.I-Sprecherin das Wort und betonte, dass man heute für sein Engagement belohnt würde. Im Laufe der Jahre seien viele Fächer hinzugekommen, Lehrer und Mitschüler hätten gewechselt und die letzten beiden Jahre seien voller Höhen und Tiefen gewesen. Doch alle hätten nie aufgegeben und sich nicht verunsichern lassen.

Heike Menz als Vorsitzende des Schulelternbeirates zitierte einen Satz von Salvatore Dali: „Im Abschied ist die Geburt der Erinnerung“. Nunmehr sei ein neuer Abschnitt erreicht und für viele Schüler beginne ein unbekannter Weg.

Bürgermeister Frank Ide richtete ebenfalls lobende Worte an die Elternschaft, die sich in all den Jahren als großer Rückhalt bewiesen hätten, nicht nur bei der Abholung ihrer Schützlinge von den Discoabenden. Er forderte die Schüler trotz unterschiedlichen Alters an den Arbeitsplätzen zur Toleranz auf, auch auf ihrem weiteren Lebensweg. Die TKS-Band spielte „A thousand years“, bevor Rita Pitz als Vorsitzende des Fördervereins der TKS Grußworte und Ehrungen aussprach.

Für ihren dreijährigen Einsatz im Dienste der Schulgemeinschaft als Schulsanitäter wurden Kim-Jaqueline Kowatz, Tiziana Pfitscher, Seyep Yildizdag, Dennis Zgodzaj, Mirko Schemm, Marc Simon und Luca Wohnhas ausgezeichnet. Geehrt wurde auch Micha Georg, der seit dem Schuljahr 2012/13 mit großem Engagement in der Schulband der TKS gespielt hat.