Gießener Anzeiger vom 02.07.2024
Grünberg (hgt). Die Abiturientinnen und Abiturienten des Schuljahres 2023/2024 wurden an der Theo-Koch-Schule verabschiedet. Zuerst waren um 9 Uhr die Tutorien Englisch mit Anne Bäumner und Klaus Steuger an der Reihe, dann folgten um 11 Uhr Spanisch (Svenja Göppert) und Biologie (Marc Almon) und letztlich um 13 Uhr Mathematik (Lothar Schulze), Physik (Peter Meiß) und Chemie (Markus Mißbach).
Schulleiter Jörg Keller ging zu Beginn seiner Rede auf das Abi-Motto »Abikini. Knapp, aber passt schon« ein. Mit diesem Motto sei der diesjährige Abiturjahrgang ins Abschlussrennen gegangen. Was so unbeschwert klinge, habe bei Marcel Jochim und ihm eine gewisse Unsicherheit ausgelöst.
Man habe sich die Frage gestellt, welche Botschaft dieses Motto enthalten könne. Dabei seien ihm drei Möglichkeiten spontan eingefallen: »Ihr habt es geschafft beziehungsweise irgendwie geschafft, seid mit Euch im Reinen und der Meinung, dass man mit dem Erfolg einen Urlaub am Strand redlich verdient habe«.
Da das letztjährige Motto »Abicolada« auch irgendwie etwas mit dem Strandleben zu tun hatte, musste man nicht allzu viele Überlegungen mit der Bühnendekoration anstellen und habe dieselbe vom letzten Jahr übernommen. Er hieß die Anwesenden herzlich willkommen, darunter die Vorsitzende des Schulelternbeirats Sabine Schönhals-Schmidt und Sabine Lippert als Vorsitzende des Fördervereins. Keller betonte, dass er sich bei seinen Überlegungen schwergetan habe, die richtigen Gedanken zum Anlass zu finden.
Die Schulzeit sei durch Corona alles andere als normal verlaufen. Trotz aller Schwierigkeiten lasse sich heute aber feststellen: »Sie haben es geschafft«. Ausgestattet mit dem höchsten Bildungsabschluss ständen die Absolventen vor einem neuen Lebensabschnitt. Die einen beginnen eine Ausbildung, andere nehmen ein Studium auf und wiederum andere starten ein FSJ oder stürzen sich in ein »Work and Travel-Abenteuer«. Im Moment, so sei der Eindruck, scheinen allerdings die Krisen und die Fragen nach ihrer Bewältigung zu kulminieren. Zwischen Apathie und Alarmismus zu einem angemessenen Umgang mit den vielen Ausnahmesituationen zu finden, falle schwer. Hinzu komme eine sprachliche Radikalisierung im öffentlichen Raum und noch mehr auf Social-Media-Kanälen.
Die Fragen nach der persönlichen Zukunft, die wirtschaftliche Sicherheit, die Frage nach einem sicheren Arbeitsplatz oder nach einer bezahlbaren Wohnung beschäftigen wie nie zuvor. Wie also sich zurechtfinden? »Bleiben Sie zuversichtlich«: Mit diesen Worten beschließe der Tagesthemenmoderator Ingo Zamperoni regelmäßig die Sendung. Ohne Zuversicht würde kein vernünftiger Mensch mehr Kinder in die Welt setzen oder zu Reisen aufbrechen.
Begeisterung lasse sich nicht verordnen und Zuversicht sich antrainieren. Aber vielleicht lässt sie sich entwickeln. Mit einer erlangten inneren Freiheit ist es möglich, auf Gefahren nicht kopflos zu reagieren. Er dankte zum Abschluss seiner Rede den Eltern für die Unterstützung ihrer Kinder, den Kolleginnen und Kollegen für ihren Einsatz und besonders seinem Stellvertreter Marcel Jochim, denn das Abitur sei vom ersten Tag an ein Mammutprojekt.
Jochim ging noch einmal kurz auf das Abi-Motto »Abikini. Knapp, aber passt schon« ein und beleuchtete die Herkunft des Wortes Bikini, das auf den vom französischen Maschinenbauingenieur Louis Réard im Jahr 1946 entworfenen knappen Zweiteiler für Damen zurückgeht und den Namen vom Bikini-Atoll erhielt, eine kleine Inselkette im Pazifik, an dem kurz zuvor die ersten Nachkriegs-Atomtests von den USA durchgeführt worden waren.
Der Erfinder des Bikinis glaubte, dass sein neuer Badeanzug eine ähnliche »explosive« Wirkung auf die Modewelt haben würde und behielt damit recht. Weil in der heutigen Zeit leider wieder auf- statt abgerüstet wird und Russland den Einsatz atomarer Waffen nicht ausschließt, möchte er unbedingt dafür appellieren, dass sich alle aktiv für Frieden und Menschlichkeit und gegen den Gedanken einer Existenz von Menschen zweiter Klasse einsetzen. Das Abi-Motto sei passend gewählt worden, denn zu Beginn der Schulzeit ins kalte Wasser geworfen, musste sich der Abiturjahrgang im Laufe der Jahre frei schwimmen und am Ende allen Mut zusammennehmen und sich zeigen.
Der Stoff wurde an den richtigen Stellen perfekt demonstriert und alle können stolz auf sich und ihr »Abikini« sein.
Schuldezernent Christopher Lipp vom Landkreis Gießen überbrachte sein Grußwort per Video, weitere folgten von der Schulelternbeiratsvorsitzenden Sabine Schönhals-Schmidt, Schulsprecher Masato Noa Assmann und Schulpfarrer Norbert Heide, die den Abiturientinnen und Abiturienten die besten Wünsche für ihren weiteren Lebensweg aussprachen.
Die Tutorinnen und Tutoren verabschiedeten sich von ihren Schülerinnen und Schülern mit launigen Worten und erinnerten noch einmal an besondere Erlebnisse. Diese wiederum überbrachten einige Aufmerksamkeiten zum Abschied mit Dankesworten.
Besondere Auszeichnungen nahmen der stellvertretende Schulleiter Marcel Jochim, Sabine Lippert vom Förderverein der Theo-Koch-Schule, Katja Rischmann, Peter Molzberger und Marc Almon vor.
In Vertretung des Bürgermeisters überreichte Kassenleiterin Ulrike Klöss von der Stadt Grünberg die diesjährigen Spendenschecks in Höhe von jeweils 1150 Euro aus den Erträgen der Direktor-Hüthwohl-Stiftung an die Jahrgangsbesten Fiona Hammerschick, Sixta Herzberger, Tim Leif Schultheiß und Paula Marie Wegener mit der Traumnote 1,0.
Die Zeugnisübergabe wurde von den Tutorinnen und Tutoren zusammen mit dem Schulleiter Jörg Keller und seinem Stellvertreter Marcel Jochim durchgeführt.
Begleitet wurden die Feierstunden von Musikbeiträgen der TKS-Schulband unter Benjamin Schön und Nico Gehle, Sinja Jochim am Piano sowie dem Blasorchester unter der letztmaligen Leitung von Heike Kratz-Gunkel, die in den Ruhestand geht und von Jochim mit einem Notenschlüssel verabschiedet wurde.
vgl. auch