Nachbetrachtung der Latein-Exkursion nach Kassel

Von Tessa Viehmann

Am Freitag, den 14.06.2019, unternahmen Latein-Schülerinnen und -Schüler des 12. Jahrgangs der Theo-Koch-Schule Grünberg eine Exkursion in die Antiken- und Gemäldesammlung im Schloss Wilhelmshöhe in Kassel. Zuvor hatten sie sich im Unterricht ausführlich mit Ovid und seinen Metamorphosen beschäftigt; dabei waren sehr kreative Ausarbeitungen entstanden.

In Kassel bot sich ihnen eine beeindruckende Szenerie mit dem Schloss Wilhelmshöhe und dem Wahrzeichen der Stadt, dem Herkules.

Auch im Museum gab es viel zu sehen. Die Führung begann an der eindrucksvollen Apoll-Statue vom Typ „Kasseler Apoll“. Apoll ist der Sohn des Zeus und seiner Geliebten Leda. Seine Funktionen sind Licht, Musen, die Dicht- sowie die Heilkunst. Oftmals wurde er bei Plagen und Krankheiten angerufen. Unverkennbar machen ihn seine Attribute Köcher, Pfeile, Bogen und der Lorbeer. Wie es zu dem Lorbeer kommt, verrät ein alter Mythos: Es entbrannte ein Streit zwischen Apoll und Amor (Cupido), wer der mächtigere Gott sei. Weil Apoll ihn verspottete, schoss Amor einen Pfeil ab, durch den sich Apoll unsterblich in die Nymphe Daphne verliebte. Gleichzeitig schoss der Liebesgott jedoch auch einen Pfeil auf Daphne ab, der bei dieser tiefen Hass und Abneigung gegenüber Apoll bewirkte. So kommt es, dass Daphne vor dem besessenen Apoll fliehen muss und schließlich ihren Vater bittet, sie zu verwandeln. Dieser Wunsch wird erfüllt, Daphne verwandelt sich in einen Lorbeerbaum.

Die Bronze-Statue des Apolls sei um das 1./2. Jahrhundert entstanden, so erklärte uns die Museumspädagogin, und es handle sich um eine römische Nachbildung einer Statue des Atheners Phidias von etwa 450 vor Christus. Gefunden wurde sie kaputt im 18. Jahrhundert in der Nähe eines Sees. Sie wurde repariert und später von Landgraf Friedrich II. auf seiner Italienreise erworben.

Sehr interessant zu erfahren war, dass die Statuen und Tempel der Griechen und Römer ursprünglich bunt und nicht, wie allgemein angenommen, weiß waren. Das fand man heraus, da an den Haaren des Apolls noch Farbreste zu finden waren. Diese Entdeckung veranlasste eine Änderung im Antike-Bild: „Bunt und poppig“ statt „edle Einfalt und stille Größe“, wie Winckelmann es beschrieb. Dazu hatte es vor einiger Zeit im Schloss Wilhelmshöhe die Wanderausstellung „Bunte Götter“ gegeben, durch die man einen besseren Eindruck bekam, wie die Statuen damals ausgesehen haben könnten. Zwei Exponate aus dieser Ausstellung konnten die Schüler/-innen besichtigen.

Des Weiteren konnten zwei Athene-Statuen bestaunt werden. Einmal eine römische Nachbildung aus Marmor, der allerdings der Kopf fehlt, und dann noch deren Aufarbeitung aus Gips, da man damals der Meinung war, Skulpturen sollten vollständig sein. Laut Goethe führte das bloße Anschauen einer Skulptur dazu, dass man ein besserer Mensch wird. Die originale Athene-Skulptur stand ursprünglich auf der Akropolis in Athen, denn Athene war die Schutzgöttin von Athen und gleichzeitig die Beschützerin von Helden.

Neben den Skulpturen wurden auch Bilder wie der bekannte „Raub der Europa“ von Dirk Bleker aus dem 17. Jahrhundert und aus dem 16. Jahrhundert von Luca Cambiaso „Diana entdeckt die Schwangerschaft der Kallisto“ in Augenschein genommen. Im Mittelalter wurden auf Gemälden eher christliche Themen dargestellt, wohingegen in der Renaissance Darstellungen der klassischen Antike, der Nacktheit und des Menschen angefertigt wurden. Hierfür boten Ovids Metamorphosen eine beliebte Vorlage.

Ein besonderer Dank gilt dem Förderverein der Theo-Koch-Schule, der diese schöne und informative Fahrt ermöglichte, und natürlich Frau Müller, die unseren kleinen Kurs übernommen hat.