Zehn Schüler sind beim Kick-off zur Junior-Coach-Ausbildung in Grünberg mit HFV-Lehrreferent Karl-Otto Mank dabei. (cso)

Jessica Tessa Viehmann kickt. Sie hatte schon viele Trainer. Trotz ihrer erst 16 Jahre könnte sie bald selbst diejenige sein, die selbst die Übungseinheiten leitet.

Gießener Allgemeine Zeitung vom 24.06.2017, S. 17

Von Christoph Sommerfeld

GRÜNBERG – (cso). Karl-Otto Mank blickte am Freitag erfreut in die Runde. Der Lehrreferent des Hessischen Fußball-Verbands konnte zum Start des Projekts zehn Schüler ausmachen, die sich an der Theo-Koch-Schule in Grünberg in der letzten Woche vor den Sommerferien zum DFB-Junior-Coach ausbilden lassen. Mit Jessica Viehmann ist auch ein Mädchen dabei. Die restlichen neun sind Jungs – wie Tom Fischer, der für die JSG Wirberg im Verein spielt.

Etwa ein Dutzend hessische Schulen führen 2016/2017 diese Ausbildung durch, die Grünberger Schule ist die einzige im Kreis Gießen. Die Teilnehmer gehören allesamt den Klassen 9 und 10 an. »Die Oberstufe steckt zum Teil in anderen Projekten, die Zwölfer sind im Prüfungsstress und die Schüler der 13 haben ihren letzten Tag schon hinter sich«, erklärt Hanna Gereke, die das Projekt vonseiten der Theo-Koch-Schule begleitet und das ganze angestoßen hatte. Der Kontakt zu Mank kam damals durch dessen Besuch mit dem DFB-Mobil zustande.

Jessica Viehmann spielt seit ihrem sechsten Lebensjahr Fußball, kickte immer auch mit Jungs zusammen. Die weibliche U16 in Wetzlar stellte in der abgelaufenen Saison je ein Team in der Hessen- und Verbandsliga. Auch sie kennt Mank durch das Training in der Regionalauswahl. Die 16-Jährige erzählt von ihren Trainern, die sie bereits gecoacht haben. Nicht selten hätten sich die Übungsleiter nur wenig Zeit für ihre Schützlinge genommen. Sie selbst will es besser machen. »Ich möchte die Freude am Fußball weitergeben, die ich selbst habe. Wenn es gut läuft, werde ich versuchen, die C-Lizenz noch hinten dran zu hängen«, sagt Jessica Viehmann, die sich aber auch eine Ausbildung zur Schiedsrichterin vorstellen kann.

Die C-Lizenz-Ausbildung (Teil Basiswissen) ist ohnehin Grundlage des 40 Stunden umfassenden bundesweiten Projekts Junior-Coach. Hinzu kommen schulspezifische Themen wie Stundengestaltung, Umsetzung einer AG und Konfliktmanagement.

»Es wäre toll, wenn einige Schüler nach der Ausbildung zum Junior-Coach eine AG für den Ganztagsbereich der Schule übernehmen könnten«, blickt Gereke voraus. Genau das ist das erklärte Ziel des Projekts. Eine Trainertätigkeit kommt nicht nur im Nachmittagsangebot der eigenen Schule infrage, sondern auch an Grundschulen. Möglicherweise übernimmt der eine oder andere Auszubildende sogar gleich sportliche Verantwortung im Verein.

Das könnte sich auch Tom Fischer vorstellen. Er wohnt in Bollenbach bei Saasen und spielt in der B-Jugend der JSG Wirberg. Berührungspunkte mit der Tätigkeit eines Trainers gab es freilich noch nicht. Das soll jetzt anders werden. Der 15-Jährige will »reinschnuppern« und »Spaß vermitteln«. Auch er weiß: »Es gibt immer weniger Trainer.« Überall sorgen Veränderungen in der Gesellschaft, wozu auch die Ausdehnung der wöchentlichen Schulzeit gehört, für ein reduziertes ehrenamtliches Engagement bei Jugendlichen. Dabei ist gerade im Kinder- und Jugendfußball der Bedarf an qualifizierten und motivierten Trainern hoch.

Als Bonus für die Teilnehmer unterstützt die Commerzbank, mit der der DFB das Projekt 2013/2014 ins Leben gerufen hatte, die Schüler bei beruflichen Fragen. So werden Jessica Viehmann, Tom Fischer und die anderen angehenden Junior-Coaches bevorzugt bei der Vergabe von Praktika behandelt. Des Weiteren besteht für sie die Möglichkeit, an einem Bewerbertraining teilzunehmen, wie Carsten Assmann, Filialdirektor der Commerzbank Gießen und früher selbst aktiver Fußballer sowie Jugendleiter beim TSV Bicken, zu verstehen gab. Erstmal geht’s aber ins Klassenzimmer zur Theorie und dann ab auf den Rasenplatz an der Struppiusstraße.