AUS­BIL­DUNG Gie­ße­ner Be­rufs­schu­len be­tei­li­gen sich an Ak­ti­on „Nimm dei­ne Zu­kunft in die Hän­de“

Gießener Anzeiger vom 08.03.2018, S. 17

GIES­SEN (wf). Wie al­le an­de­ren Wirt­schafts­zwei­ge ist auch das Hand­werk we­gen sei­ner Viel­schich­tig­keit in 130 un­ter­schied­li­chen Hand­werks­be­ru­fen in durch­weg klei­nen und mitt­le­ren Be­trie­ben auf den be­ruf­li­chen Nach­wuchs an­ge­wie­sen. Eben­so ist be­reits seit ei­ni­gen Jah­ren die Tat­sa­che feh­len­der Fach­kräf­te evi­dent. Und das fängt im Aus­bil­dungs­be­reich an, aus dem her­aus die be­nö­tig­ten Fach­ar­bei­ter her­an­ge­bil­det wer­den müs­sen. Gleich­zei­tig hat der Aus­bil­dungs­markt zu­neh­mend mit der Schwie­rig­keit zu kämp­fen, dass nach wie vor im­mer mehr Ab­itu­rien­ten an die Hoch­schu­len stre­ben und ei­ne ab­neh­men­de Zahl aus Grund-, Re­al- und Ge­samt­schu­len dem Aus­bil­dungs­markt – und hier be­son­ders dem Hand­werk – zur Ver­fü­gung ste­hen. Da­bei aber zu­gleich aus ei­nem Über­an­ge­bot an Lehr­stel­len aus­wäh­len kön­nen. Mit der seit ei­ni­gen Jah­ren zu be­ob­ach­ten­den lo­gi­schen Fol­ge, dass vie­le Aus­bil­dungs­plät­ze nicht mehr be­setzt wer­den kön­nen. Was wie­der­um auf län­ge­re Sicht zwangs­läu­fig ei­nen wei­ter zu­neh­men­den Man­gel an Fach­kräf­ten nach sich zieht. Die­se Aus­sich­ten zwin­gen das Hand­werk und sei­ne be­rufs­stän­di­schen Or­ga­ni­sa­tio­nen zum Han­deln.

Die Kreis­hand­werk­er­schaft rea­giert seit Jah­ren mit un­ter­schied­li­chen An­sät­zen auf die­se Ent­wi­cklung. Un­ter an­de­rem ge­mein­sam mit den drei be­ruf­li­chen Schu­len in Gie­ßen so­wie den Schul­de­zer­na­ten von Stadt und Kreis mit der Ak­ti­on „Nimm Dei­ne Zu­kunft in die Hän­de“. Da­zu wur­den im Vor­feld all­ge­mein­bil­den­de Schu­len in Stadt und Kreis Gie­ßen zur Teil­nah­me ein­ge­la­den. Er­geb­nis: von der Adolf-Reich­wein-Schu­le Pohl­heim, der So­phie-Scholl-Schu­le Gie­ßen, der Ge­samt­schu­le Bus­ecker Tal und der Theo Koch-Schu­le nah­men rund drei Dut­zend Schü­ler der Ab­schluss­klas­sen – in­halt­lich vor­be­rei­tet im Un­ter­richt – an dem Ak­ti­ons­tag teil. An der Theo­dor-Litt-Schu­le ka­men die künf­ti­gen Aus­zu­bil­den­den mit den Be­rufs­fel­dern Kfz, Bau, Schrei­ner/Tisch­ler, Me­tall­bau, Elek­tro­nik und An­la­gen­me­cha­nik in di­rek­ten Kon­takt – und vor al­lem mit Ju­gend­li­chen, die dort im Rah­men des dua­len Sys­tems aus­ge­bil­det wer­den und als „Aus­bil­dungs­pa­ten“ für die noch jün­ge­ren ei­ne wich­ti­ge Funk­ti­on über­neh­men. An der Wil­ly-Brandt-Schu­le mit den Ge­wer­ken Ma­ler und La­ckie­rer, Raum­aus­stat­ter und dem Ho­tel- und Gast­stät­ten­ge­wer­be so­wie in der Ali­ce­schu­le mit dem Fri­seur- und Le­bens­mit­tel­hand­werk (Flei­scher, Bä­cker und ih­rem Fach­ver­kaufs­per­so­nal).

„Wir wol­len Schü­ler­in­nen und Schü­ler in den All­tag in ei­ner Be­rufs­schu­le hin­ein­schnup­pern las­sen, um da­mit die Prak­ti­ka in den Be­trie­ben, die die­se jun­gen Leu­te im Rah­men der Be­rufs­vor­be­rei­tung ab­sol­vie­ren, in­halt­lich zu ver­bin­den“, er­läu­tert Björn Hen­drisch­ke, Haupt­ge­schäfts­füh­rer der Kreis­hand­werk­er­schaft Gie­ßen. Am En­de des Vor­mit­tags wur­de dann das Er­leb­te in ei­nem ab­schlie­ßen­den Ge­spräch auf­ge­ar­bei­tet und ab­ge­run­det. Gie­ßens Schul­de­zer­nen­tin As­trid Ei­bels­häu­ser und ih­re Kreis-Kol­le­gin Chris­ti­a­ne Schmahl wie­sen auf die zahl­rei­chen Mög­lich­kei­ten für Schü­ler hin, „in den Aus­bil­dungs­markt ein­zu­mün­den“. Die Ak­ti­on der Kreis­hand­werk­er­schaft, Schü­ler und Be­rufs­schü­ler zu­sam­men­zu­brin­gen, wer­de von Kreis und Stadt aus­drü­cklich un­ter­stützt. Denn, so die über­ein­stim­men­de Mei­nung mit Blick in die Zu­kunft: Der be­ste Schutz vor ei­ner Ar­beits­lo­sig­keit ist ei­ne ab­ge­schloss­ene be­ruf­li­che Qua­li­fi­zie­rung. Denn die Sta­tis­tik zei­ge, dass die Ar­beits­lo­sen­quo­te Un­qua­li­fi­zier­ter um das Sechs- bis Sie­ben­fa­che hö­her lie­ge als bei Fach­kräf­ten.