Gießener Allgemeine Zeitung vom 17.05.2024

Karl Julius Lanz, Christopher Joshua Platt und Johanna zum Winkel (v. l.) besuchen Schulen in Stadt und Landkreis Gießen. Beim ZFC-Erfinderlabor forschten sie in Marburg zu Themen wie Photovoltaik und Wasserstoff-Antriebe. © Constantin Hoppe

Eine Woche lang haben drei Schüler aus dem Landkreis Gießen das Erfinderlabor des Zentrums für Chemie besucht. In der Phillips-Universität in Marburg forschten sie mit Gleichgesinnten zum Thema Klimawandel.

Es geht um nachhaltige Lösungen, alternative Technologien und innovative Konzepte für die Welt von morgen. Beim Erfinderlabor des in Bensheim ansässigen Zentrums für Chemie (ZFC) haben in dieser Woche 16 hessische Jungforscher an innovativen Methoden geforscht, mit denen man Energie schon bald erzeugen und nutzen könnte, um dem Klimawandel zu begegnen. Darunter auch drei Schüler aus Stadt und Landkreis Gießen.

Die 18-jährigen Johanna zum Winkel (Theo-Koch-Schule Grünberg), Christopher Joshua Platt (Clemens-Brentano-Europaschule Lollar) und Karl Julius Lanz (Gesamtschule Gießen-Ost) gehören zu den hessischen Spitzenschülern, die sich für das Erfinderlabor in der Philipps-Universität Marburg qualifiziert hatten. Für sie hieß es in der vergangenen Woche: Raus aus dem Schulalltag und hinein in den Kittel und die Arbeit im Labor.

Für die Teilnahme mussten sich die Bewerber gegen große Konkurrenz durchsetzen: Insgesamt 237 Schüler aus ganz Hessen hatten ihr Interesse bekundet. Doch nur 48 Schüler – aufgeteilt in drei 16er Gruppen mit jeweils acht Schülern und acht Schülerinnen – wurden für das Erfinderlabor ausgewählt. »Alle Teilnehmer haben einen Noten-Durchschnitt von 1,0 bis 1,1. Von ein paar wenigen Ausnahmen abgesehen«, erklärt Dr. Thomas Schneidermeier, Vorsitzender des ZFC.

In Marburg erhielten die Jugendlichen Einblick in die aktuelle Forschung in Naturwissenschaften und Technik und führten selbst in kleinen Gruppen Forschungsprojekte durch. Am gestrigen Freitag präsentierten sie die Ergebnisse.

Der Unterschied zum typischen Schulalltag war groß: »Man fühlt sich ein bisschen, als würde man selbst studieren«, sagt die Klein-Eichenerin zum Winkel. Neben der Laborarbeit gehörten auch Einblicke in den Uni-Alltag und Gespräche mit Doktoranden zum Wochenablauf. Was alle drei zudem begeisterte, fasst Lanz zusammen: »Man hat ganz andere Möglichkeiten der Versuchsaufbauten als in der Schule oder gar Zuhause.« Denn für die drei endet die Beschäftigung mit den Naturwissenschaften nicht mit der Schulglocke.

Das geht auch den meisten anderen Teilnehmer so, schiebt Platt ein: »Das Tolle ist, Leute mit den gleichen Interessen und Ambitionen kennenzulernen. Was uns alle eint, ist die Liebe zu den Naturwissenschaften.«

Bei ihren Laborprojekten widmeten sich die Jugendlichen erneuerbaren Energien und Wasserstoff. Dabei ging es zum Beispiel um neuartige 2D-Materialien zur Energiewandlung, die Nanowelt moderner Energiespeicher und Farbstoffsolarzellen – für eine Wende weg von fossilen Energieträgern.

»Es war sehr spannend, Wissenschaft und aktuelle politische Themen miteinander zu verbinden«, sagt Platt. Der Lollarer beschäftigte sich dabei eher mit der Grundlagenforschung. In Experimenten untersuchte seine Gruppe die Eigenschaften von Titan-Dioxid-Schichten unter Sonneneinstrahlung. Was sich erst einmal sehr theoretisch anhört, hat durchaus praktische Bedeutung. So wird das Material für Solarzellen genutzt, aber auch selbstreinigende Oberflächen sind mittels solcher Schichten möglich.

Lanz forschte mit seiner Gruppe zum Thema Wasserstoff als möglicher Treibstoff der Zukunft. Das Ziel: »Neue Stoffe zu finden, die als Katalysator in Wasserstoffantrieben genutzt werden können.« Denn bislang wird dafür teures Platin verwendet, erklärt Lanz. Seine Gruppe versuchte daher herauszufinden, ob auch unedlere und damit günstigere Materialien dabei zum Einsatz kommen können.

Bei zum Winkel ging es dagegen um Solarstrom. Neben dem Bau solcher Zellen, beschäftigte sich ihre Gruppe auch mit deren Farbbeschichtung und der so erzeugten Spannung bei Sonneneinstrahlung durch die Farben. Ein Ergebnis der Forschung: Eine Beschichtung aus dem Farbstoff der Himbeere generierte die höchste Leistung. »Mit den Ergebnissen unserer Forschung hätte ich nie gerechnet«, sagt die TKS-Schülerin. Zumal in dieser Richtung bislang kaum geforscht worden sei.

Für alle drei Schüler aus der Region soll es indes nicht bei diesem einen Einblick ins Labor bleiben: Alle drei haben ein Studium ins Auge gefasst, selbstverständlich im naturwissenschaftlichen Bereich.

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