Gießener Anzeiger vom 03.11.2023, S. 34

Konzert gegen Antisemitismus an der Theo-Koch-Schule Grünberg – Zuschauer aus aller Welt

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Mit jüdischer Musik in sechs Sprachen: Konzert gegen Antisemitismus an der Theo-Koch-Schule Grünberg hat Zuschauer in aller Welt – dank Liveübertragung im Internet. (von JRÖ)

In einer Welt, die von Krisen und Kriegen geprägt ist, ist es an der Zeit, gemeinsam für Frieden und eine offene Gesellschaft einzustehen. Die Theo-Koch-Schule (TKS) in Grünberg setzt sich seit vielen Jahren für eine Gesellschaft ohne Rassismus und jede andere Form der Diskriminierung ein. In diesem Sinne hatte sie sich bereits 1996 als erste hessische Schule dem Netzwerk »Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage« angeschlossen und hat damit eine Vorreiterrolle inne. Diese Woche nun lud die TKS im Rahmen der 20. Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus zum Konzert in die Aula der Schule ein.

Den Besuchern bot sich ein abwechslungsreiches Programm mit jüdischer Musik in sechs Sprachen und spannenden Einblicken in jüdische Geschichte und Kultur von der Antike bis zur Gegenwart. Das Publikum wurde vom stellvertretenden Schulleiter Marcel Jochim begrüßt. Er machte deutlich, dass es nicht darauf ankomme, ob es Opfer auf palästinensischer oder israelischer Seite gebe. »Jeder Tote ist ein Mensch«, so Jochim. Gerade in den jetzigen Zeiten sei es notwendig, genau hinzuhören, um Hass und Hetze keine Chance zu geben.

»Jeder gefordert«

Kreis-Schuldezernent Christopher Lipp dankte zunächst der gesamten Schulgemeinde für ihr Engagement, dies »verdient Lob und Anerkennung«. Er machte weiter deutlich, dass unsere Demokratie wehrhaft gegen Hass sein müsse. »Jeder Einzelne ist gefordert«, so Lipps eindringlicher Appell. Otto Klockemann, der Vertreter des Magistrats der Stadt Grünberg, stellte klar, dass es nach wie vor notwendig sei, die Gesellschaft an die NS-Verbrechen zu erinnern. Die neuerlichen Ereignisse erforderten ein konsequentes Handeln, um Antisemitismus zu stoppen. Auch der Islam dürfe dabei nicht verteufelt werden.

Marion Balser, Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Gießen-Netanya, zeigte sich zufrieden: »Als ehemalige Schülerin der Theo-Koch-Schule bin ich stolz, wenn ich sehe, was die TKS geleistet hat.« Der Vertreter der jüdischen Gemeinde, Lawrence de Donges-Amiss-Amiss, bezeichnete die Schule als »Fanal der Hoffnung«. Er stellte heraus, dass es nicht der richtige Weg sei, sich als Mitglied der Jüdischen Gemeinde bedeckt zu halten. »Wenn wir jetzt anfangen, uns zu verstecken, dann machen wir genau das Falsche«, so seine Einschätzung.

»Stolz auf Euch«

Am Schluss seiner Rede rief er der Schulgemeinde zu: »Ihr könnt Euch wirklich auf die Schulter klopfen. Wir sind stolz auf Euch!«

Auf die Grußworte folgten mehrere musikalische Stücke von Lidor Ram Mesika und Draymell J. Díaz Rodríguez. Unter anderem »Ein Lied geht um die Welt« und »Lu Yehi«, das dem Cousin von Lidor Mesika gewidmet war, der bei den Angriffen der Hamas am 7. Oktober ums Leben kam. Die Musik bot die Möglichkeit, abzutauchen und sich in verschiedene Perspektiven des aktuellen Geschehens zu versetzen. Das Zusammenspiel aus Licht, Instrumenten und Gesang vermittelte den Zuschauern auch die emotionale Komponente.

Das Konzert wurde live im Internet übertragen und es gab Zuschauer aus aller Welt. Moderiert wurde die Veranstaltung von der TKS-Gruppe »Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage«. Für Sound und Bühnentechnik zeichnete die Technik-AG der Schule verantwortlich. Finanzielle Unterstützung fanden die Organisatoren beim Förderverein der Schule.