TKS-Lateinkurs zu Besuch im Archäologischen Museum Frankfurt

Immerhin vier Siebtklässler/-innen haben sich entschieden, im Schuljahr 2018/19 an der Theo-Koch-Schule Grünberg mit Latein als zweiter Fremdsprache zu beginnen. Ein solch kleiner Kurs – macht das überhaupt Spaß? Und: Lohnt es sich heutzutage noch, Latein zu lernen? Welchen Mehrwert hat das Büffeln lateinischer Vokabeln und Grammatik für das spätere Leben? Bei ihrem Besuch im Archäologischen Museum Frankfurt am 10. Mai 2019 erfuhren die Latein-Eleven aus Grünberg, die zusammen mit ihrer Lehrerin Christina Müller per Bahn angereist waren, dass es gute Gründe gibt für ihre Fremdsprachenwahl. Ein motivierendes Lernerlebnis, das ermöglicht wurde durch die finanzielle Unterstützung des Fördervereins der Theo-Koch-Schule.

 „Latein ist wichtig“, betonte der Archäologe Rudolf Klopfer, der die Schüler/-innen durch die Ausstellung führte. „Man kann es für viele Studiengänge gebrauchen. Außerdem stammen zahlreiche Fremd- und Lehnwörter aus dem Lateinischen. ‚Fenster‘ von lateinisch ‚fenestra‘ ist nur ein Beispiel dafür.“ Dass das Lateinische beim Erlernen weiterer Fremdsprachen hilft, wussten die Schüler bereits: Gefragt, welche romanischen Sprachen sie kennen, zählten sie Spanisch, Italienisch, Französisch und Portugiesisch auf. „Am nächsten am Lateinischen ist das Rumänische“, ergänzte Klopfer. „Es trägt Rom sogar im Namen und besitzt noch etliche Eigenheiten des Lateins, die es in anderen romanischen Sprachen nicht mehr gibt.“

Nach einer allgemeinen Einführung in die Geschichte des römischen Reiches erzählte Klopfer sehr anschaulich vom Alltag in Rom und den römischen Provinzen und vom Zusammenleben der verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Am Beispiel antiker Autoren wie Caesar, Tacitus und Herodot erläuterte er, wie Stereotype und Vorurteile entstanden und wie Propaganda als objektiver Bericht getarnt wurde. „Für die griechischen Autoren waren die Kelten – von griechisch ‚Keltoi‘, sinngemäß ‚die Tapferen‘ – groß, blond und sauflustig, Barbaren aus dem wilden Norden. Tacitus stellte die Germanen als primitiv, aber glücklich dar. Er wollte den Römern ihre Dekadenz vor Augen führen, indem er ihnen die Germanen als ‚edle Wilde‘ präsentierte.“

Dass auch das Rhein-Main-Gebiet einmal von Kelten besiedelt war, zeigte der Archäologe anhand des keltischen Münzschatzes, den ein Raubgräber Ende der 1990er Jahre im sogenannten Heidetränk-Oppidum bei Oberursel, eine der größten keltischen Städte Europas, gefunden hatte. „Um 50 v. Chr. scheint die Stadt, wohl als Folge der südlichen Expansion der Germanen, verlassen worden zu sein. Auch wenn es bedauerlich ist, dass der Münzfund durch den Räuber aus seinem Kontext gerissen und damit die wissenschaftliche Erforschung erschwert wurde, ist er ein schönes Beispiel dafür, dass die Kelten keineswegs isoliert gelebt haben. Sie übernahmen die Münzprägung von den Griechen. Es gab also kulturelle Kontakte zwischen diesen Bevölkerungsgruppen lange vor Caesars Zeit.“

Noch mehr Aha-Erlebnisse gab es an den einzelnen Vitrinen – über Schule im antiken Rom, das Verhältnis der Geschlechter, die Rüstung eines römischen Hilfssoldaten, die Herkunft der Monatsnamen und Wochentage, römische Spiele und Speisen oder antike Körperpflege –, und auch der eine oder andere „Ihh-Moment“ war dabei: „Die Römer hatten ein anderes Verhältnis zu Körperausscheidungen“, wusste Rudolf Klopfer. „Latrinen waren öffentliche Orte, Hotspots der Kommunikation, an denen Römer und Römerinnen einträchtig ihre Geschäfte verrichteten – im doppelten Sinne. Klopapier gab es nicht, stattdessen einen an einem Stock befestigten Schwamm, der mit Essig gereinigt und – da nicht jede/r ein eigenes Exemplar besaß – mit anderen Latrinenbenutzern geteilt wurde.“

Nach Ende der etwa einstündigen Führung schlenderten die Grünberger bei herrlichem Sonnenschein am Main entlang zurück zum Hauptbahnhof. Bereits in der nächsten Lateinstunde  konnte das in Frankfurt Gelernte angewendet werden. Die Schülerinnen und Schüler des Lateinkurses 7 werden noch lange von dem Ausflug ins Archäologische Museum profitieren und danken dem TKS-Förderverein für die großzügige Unterstützung.