Gießener Anzeiger vom 19.11.2019, S. 35

Interesse an „Zeitzeugen-Buch“ sehr groß / Freundeskreis Museum und Seniorenbeirat der Stadt Grünberg stellen Broschüre vor

GRÜNBERG (ld). Mehr als 100 Besucher fanden am Vortag des Volkstrauertages den Weg in die Grünberger Spitalkirche, wo der Freundeskreis Museum Grünberg und der Seniorenbeirat der Stadt Grünberg das vierte Buch der Reihe „Beiträge zur Geschichte der Stadt Grünberg und ihrer Stadtteile“ präsentierten.

Mit der neuesten ergreifenden Bucherscheinung wird unter dem Titel „Zeitzeugen 13. März 1945 Grünberg im Bombenhagel und danach“ nicht nur das schmerzliche Kapitel für das Bahnhofsviertel der Gallusstadt dargestellt.

Seniorenbeiratsvorsitzender Hartmut Miethe ging bei seiner Begrüßung und mit einem Gedenken an die zahlreichen Toten und die auch körperlich und seelisch verletzten Menschen bei dem Angriff auf einen kleinen noch funktionsfähigen Bahnhof ein. Noch heute gibt es ein Zittern in den Herzen der zurück gebliebenen Menschen, deren Aufgabe es damals war, die Zukunft zu planen und neu zu gestalten. Miethe äußerte, dass mit dem Buch die Opfer gewürdigt werden sollen und es zugleich an die jüngeren Menschen ein Aufruf für den Erhalt des Friedens sein soll. Zudem kann es dem weiteren Unterricht an den Grünberger Schulen dienen.

Der Dank galt dabei den Schülerinnen und Schülern der Theo-Koch-Schule, die mit ihren Interviews bei den teilweise anwesenden Zeitzeugen Helga Reuhl, Erich Golz, Alfred Zimmer, Lieselotte Schillinger, Emmi Franzke, Hildegard Seim, Josef Müller, Irmgard Rausch, Mathilde Stiel, Irmgard Kreuder, Wilfried Daubert, Inge Erb, Anneliese Neunobel, Fritz Pfeffer, Lina Pracht, Emmi Brenner, Marta Steinmann, Frieda Eisenächer, Gerd Römer, Dieter Wenzel, Erwin Keller, Ottilie Görnert, Helmut Felsing, Gerlinde Röhm, Rita Alkemade, Siegbert Damaschke, Ingo Berner, Marie Hahn, Gerhard Becker und Karl Papst den Grundstein für die Textsammlung legten.

Auch durch zusätzliche Textbeiträge wird die schrittweise nach 1945 erbrachten beeindruckenden Leistungen durch die Aufnahme vieler dann auch in Grünberg und seinen späteren Stadtteilen Wurzeln schlagenden Vertriebenen und Flüchtlinge verdeutlicht.

In der von Beiratsmitglied Walter Corell über die Entstehung der Broschüre von Miethe erwähnten Zusammenstellung fand das 2015 von Helga Kühn, Marlene Queckbörner und Walter Corell vorbereitete Zeitzeugen-Erzählcafé mit dem Redakteur Burkhard Möller und den bewegenden Berichten der Zeitzeugen eine Erwähnung. Der mit diesen Personen gegründeten Arbeitsgruppe schloss sich später noch Gerhard Becker an. Dieser konnte mit Studienrat Michael Schmitt den seinerzeitigen Geschichtsleistungskurs für die Recherchearbeit gewinnen.

2017 befassten sich dann Elvira Schleenbecker, Gerhard Becker, Hartmut Miethe und Walter Corell, sowie Susanne Tröller als Gestalterin mit der Erstellung des neben der Erinnerung auch als Mahnung gedachten ergreifenden Buches. Eine „lohnende Arbeit“ nannte der Vorsitzende des Freundeskreises Museum Grünberg, Wolfgang Hofheinz, das in der Bücherreihe zur Grünberger Geschichte entstandene neue Buch. Für ihn seien auch das Alter und das Zusammenwirken von Zeitzeugen und Schülern bemerkenswert.

Bürgermeister Frank Ide dankte dem Seniorenbeirat für das nicht alltägliche Buch. Die Dokumentation sei eine große nennenswerte Ergänzung zu dem alljährlichen Glockenläuten am 13. März und der Gedenkveranstaltung am Volkstrauertag. Das Stadtoberhaupt sprach ebenso den Sponsoren den Dank aus.

Silvia Linker von der Stiftung der Sparkasse Grünberg sprach von einem emotionalen und authentischen Werk. Von der Bombardierung wurde die Sparkasse mit dem damaligen Direktor Werner Konrad hart getroffen. Das Gebäude lag in Schutt und Asche. Beim Angriff gab es zahlreiche Todesopfer und für vier im Tresor schutzsuchende Sparkassenangestellte ein schicksalhaftes Überleben. Sie überreichte zur Finanzierung des Buches eine Spende der von Direktor Werner Konrad und dem ehemaligen Bürgermeister Siegbert Damaschke gegründeten Stiftung der Sparkasse Grünberg.

Beiratsvorsitzender Hartmut Miethe beendete die Buchvorstellung mit der Feststellung einer soliden Finanzierung des Buches und mit den Dankesworten an das Redaktionsteam, die Sponsoren, den Freundeskreis Museum Grünberg, die Stadtverwaltung Grünberg, die Theo-Koch-Schule und an die Brüdergemeinde. Sein Dank galt zudem der Malerin Ivonne Nordhaus-Wentzel für das Ausstellen von zwei im Gegensatz zu den schicksalhaften Fotos der Bombardierung stehenden ausgestellten hoffnungsvollen Bildern.

Miethe teilte abschließend mit, dass das Buch für sieben Euro ab sofort an der Information der Stadtverwaltung Grünberg zu erwerben ist.

Zudem wird es im Rahmen des Seniorenprogramms 2020 eine Buchlesung von Hartmut Miethe geben.