Gießener Anzeiger vom 24.06.2020, S. 28
In der feierlich geschmückten Aula der Theo-Koch-Schule erhielten fünf Klassen ihre Abschlusszeugnisse / Übergabe im Nachbargebäude
GRÜNBERG (zy). Die Corona-Pandemie bedeutete auch für die Haupt- und Realschüler der Theo-Koch-Schule (TKS), Verzicht zu üben. Sie konnten eben nicht die letzten Tage nach immerhin neun oder zehn Jahren Schule mit ihren Klassenkameraden in der Umgebung verbringen, die sie zusammenschweißte, bevor es dann ins Berufsleben oder zu einer weiterführenden Schule geht. Das notgedrungene Homeschooling (Unterricht zuhause) stellte keinen Ersatz für den herkömmlichen Unterricht mit Lehrern und Mitschülern dar, stellte die Schulleitung fest.
Die Verabschiedungszeremonie am vergangenen Wochenende, bei der sich die Schulleitung und der Förderverein sichtlich bemühten, den Abgängern dann doch noch etwas bieten zu können, hatte die Schulleitung vor ungewöhnliche Herausforderungen bei der wochenlangen Planung gestellt. „Wir wollten den Schülern natürlich einen angemessenen Rahmen bieten, der auch einen Wert für die Schüler hat, der sich aber auch mit den Sicherheitsvorschriften vereinbaren lässt“, erklärte Schulleiter Jörg Keller. Also musste beispielsweise auf ein anschließendes gemeinsames Essen mit Schülern und Eltern verzichtet werden. Lange Zeit war sogar unklar, ob die Abschiedszeremonie überhaupt stattfinden kann, so Keller.
Viele Stühle blieben leer
„Das ist die wahrscheinlich ungewöhnlichste Zeugnisübergabe, die unsere Schule je gesehen hat“, begrüßte Jörg Keller seine Gäste. Die Schule legte das Programm der Verabschiedung jeweils einmal für die beiden Neuner- und die drei Zehnerklassen auf. Die Schüler durften jeweils nur zwei Personen mitbringen. Die feierlich geschmückte Aula der TKS diente dabei jedoch nur als Ausweichort, denn eigentlich sollte in der Gallushalle in einem größeren Rahmen gefeiert werden. Die jedoch steht in diesen Zeiten für größere Veranstaltungen nicht zur Verfügung. Jeweils drei Stühle standen direkt nebeneinander in der Aula, die nächsten drei dann im angemessenen Sicherheitsabstand. Bei der improvisierten Feier blieben viele der Stühle leer. Der Mund-Nase-Schutz verdeckte die Sicht auf strahlende, stolze und zufriedene Gesichter. Alles schien etwas gezwungen und wenig ausgelassen.
Doch Aufheiterung ließ nicht lange auf sich warten: Gratulation und inspirierende Worte kamen von Stufenleiterin Anja Warnecke. Per Video-Botschaft meldete sich auch der Schulelternbeirat zu Wort. In einem humorvollen und aufwendig selbstgedrehten Video wünschten sie den Schülern alles Gute in ihrem nächsten Lebensabschnitt. Musikalische Beiträge lieferte die Lehrer-Band der TKS mit passenden Songs, nämlich „Seven Years“ von Lukas Graham und „Hello, Goodbye“ von den Beatles. Auch die verschiedenen Klavierstücke von Sinja Jochim hoben die Stimmung, bevor dann mit der Übergabe des lang ersehnten Abschlusszeugnisses das neue Kapitel im Leben der jungen Menschen eingeläutet wurde. Die Übergabe im Nachbargebäude, unter Hygienemaßnahmen, gab es so jedenfalls noch nicht in der Geschichte der Schule.